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Sonntag, 28. September 2014

JETZT KANN DIE SAISON BEGINNEN


Reden wir über Daniel Halfar. Es war nicht sein Tag, er hat mindestens zweimal dumm ausgesehen. Schande über ihn, das ewige Talent, so habe ich es jedenfalls in vielen Kommentaren gelesen. Was für ein Blödsinn. Ein schwacher Daniel Halfar hat mit dem Rest des 1. FC Köln gegen mehr als deutlich überlegene Bayern 0:2 verloren. Der Rest des 1. FC Köln hätte mit einem stark aufspielenden Daniel Halfar ebenfalls 0:2 verloren.
 
Dann eben in Frankfurt ...
 
Nein, das ist nicht beweisbar, aber es stimmt – behaupte ich einfach. Wollen wir wirklich über einzelne Spieler reden? Über Marcel Risse, der die „Vorarbeit“ zum 2:0 leistete? Oder über Patrick Helmes? Ach so, der hat ja gar nicht gespielt. Wär aber auch egal gewesen. Nun kommen wir langsam zum Wesentlichen, zur Angst vor der eigenen Courage. Wo war er hin, der Schwung, mit dem am Mittwoch die Heimmannschaft in Hannover zumindest in der zweiten Halbzeit an die Wand gespielt worden ist? Geopfert auf dem Altar der defensiven defensiven defensiven (die Wiederholung ist Absicht) Defensive. Nein, man durfte nicht erwarten, dass eine freche Kölner Doppelspitze in der Startelf für Verblüffung beim Gegner sorgen würde. Falls jemand die zwei kurzzeitig erscheinenden Sorgenfalten im Gesicht von Josep Guardiola bemerkt haben sollte, dem sei gesagt, dass die rein überhaupt nichts mit übermäßigen Sorgen vor der Stärke des Gegners zu tun hatten. Das war lediglich der Ausdruck der Überlegungen, an welcher Position er seinen Kapitän auflaufen lassen würde. Und Matthias Sammer zappelt und labert sowieso sofort und immer drauflos, sobald ein Mikrofon in seiner Nähe auftaucht. Fans sinnentleerter Sätze ohne Ende werden ihre Freude daran haben, ebenso wie um Zeilen ringende Kommentatoren.
 
Testspiel gegen den 1. FC Köln
 
Sehen wir es realistisch: Eine Mannschaft, die zu den weltweit besten zählt, macht auf dem Weg zum Champions League Spiel in Moskau Station zu einem Testspiel gegen den 1. FC Köln. Das ist jetzt weder ironisch noch sonst was gemeint, sondern genau so wie es dasteht, eine Momentaufnahme der aktuellen Realität. Zwei Jahre in der zweiten Liga wurde Geduld bewahrt, damit der Neuaufbau keine Seifenblase wird. Es ist in etwa die Hälfte des Weges geschafft, da sollte man nach dem Spiel gegen die Bayern nicht auf einmal ungeduldig werden und etwas verlangen, was zur Zeit einfach noch nicht drin ist. Es ist kontraproduktiv, nun verbal auf die Mannschaft einzuschlagen. Genau so falsch wäre es aber auch, die Probleme kleinzureden und einfach so zu tun, als ob alles okay wäre. Es ist nicht in Ordnung, wenn nach sechs Spielen lediglich zwei mickrige Tore erzielt worden sind, noch weniger, wenn so ein elementarer Mannschaftsteil wie ein „kreatives Mittelfeld“ bisher einfach nicht stattfindet. Ich setze da große Hoffnungen in die lang ersehnte Rückkehr von Kazuki Nagasawa. Ein kleiner Halbsatz Stögers nach dem Spiel verrät die Einstellung mit der er seine Mannschaft in das Spiel geschickt hat: „Wir haben versucht, zu verhindern ...“ War schon okay so, besser als die Jungs mit Hurra zu verheizen.
 
Saison nimmt Fahrt auf
 
Im Grunde genommen beginnt für den FC die Saison jetzt erst richtig. Die ersten sechs Spiele haben klar erkennen lassen, dass das Ziel Klassenerhalt zu schaffen ist. Das Auftaktmatch gegen den HSV hat einen Punkt gebracht, Erkenntnisse daraus – Fehlanzeige. Der Sieg beim VfB war einfach nur herrlich, ein Wochenende zum Genießen. Die Nullnummer in Paderborn von beiden eine kleine Reminiszenz an die letzte Zweitligasaison. Der hart erkämpfte Punkt gegen den aktuellen Tabellenzweiten zumindest ein Trostpflaster nach den Erfahrungen aus den letzten Jahren. „Seelische Schmerzen haben wir davon getragen“, hat Peter Stöger auf der Pressekonferenz vor dem Bayern-Spiel rückblickend auf Hannover gesagt. Ansonsten ist über diese Partie alles gesagt, da haben wir 45 Minuten lang den FC gesehen, der das Potential hat, gegen Vereine dieser Kategorie zu punkten, aber auch den, der noch zu wenig Tore schießt. Interessant ist Stögers Sichtweise auf die Torflaute, die mit zunehmender Dauer immer beliebter als Schlagzeile wird: „Irgend wann beschäftigt man sich immer weniger damit … irgendwann wird der Knoten platzen.“
Jetzt geht’s los. In Frankfurt muss über 90 Minuten gezeigt werden, dass man zumindest phasenweise Druck aufbauen will und kann, dass man einem Gegner sein Spiel aufzwingen kann, wenn man nur mutig genug auftritt. Apropos mutig. Da fällt mir die Szene vom Samstag ein, als Schiri Kircher gerade zur Halbzeit gepfiffen hat. Schmadtke und Stöger hocken in ihrer Trainerbank-Ecke und diskutieren ziemlich lange. Ob da darüber geredet wurde, ob man offensiver werden und eine Klatsche riskieren solle? Aber zurück zum kommenden Spiel. „Da hoffen wir, dass wir ein positives Ergebnis mitnehmen werden“, hat der Trainer verkündet. Also darf man davon ausgehen, dass in der Woche der Weg zum Torerfolg intensiv geübt und die nächste Stufe der Weiterentwicklung erreicht wird. Timo Horn, Kevin Wimmer und Adam Matuschzyk haben auf jeden Fall zugesagt, in Frankfurt alles zu geben. Ob's diesmal reichen wird???
 
 

Mittwoch, 24. September 2014

Arbeitstitel „FC Auswärtssieg“

Wenn ich einen Text anfange, schreibe ich da meistens irgendeinen Arbeitstitel drüber, der am Ende dann geändert wird. Diesmal bleibt er stehen, auch wenn er nicht stimmt, weil er eigentlich stimmen müsste.
 
Es gibt Abende, an denen man grausam vorgeführt bekommt, wie ungerecht Fußball sein kann. Da hast du in der 3. Minute Pech mit dem Abschluss, kassierst in der 5. Minute ein extrem blödes Gegentor, hast kurz danach die Chance zum Ausgleich und … am Ende verlierst du nach über 65 Prozent Ballbesitz in der zweiten Halbzeit durch genau dieses dämliche frühe Tor. Es ist jetzt 'ne knappe halbe Stunde her, dass der Schiri abgepfiffen hat und der Frust wird immer größer, wenn man in der TV-Zusammenfassung sieht, wie andere Vereine ihr Ding mit Glück 1:0 nach Hause fahren. Du kannst du echt bekloppt werden und immer wieder fragen: „W a r u m schießt der FC kein Tor?“
 
Auch wenn der Schmadtke nachher im Interview Recht hatte mit der Frage, warum der Schiri die elendiglichen Verzögerungen der Hannoveraner nicht mal mit ner Gelben Karte geahndet hat, hilft das auch nix. Ich merke, ich muss das Thema wechseln, sonst rege ich mich wieder von vorne darüber auf, wie überflüssig diese Niederlage war. Dabei kann man eigentlich keinem Spieler einen Vorwurf machen, alle haben gekämpft, alles gegeben und alles versucht … es war zu wenig. Vielleicht weil die FC Mannschaft tatsächlich insgesamt zu lieb ist. Ach so, Thema wechseln. 
 
Fast hätte man meinen sollen, es gäbe in der Fußballszene des Westens seit Sonntagabend kein anderes Thema mehr als irgendwelche sogenannten Fankrawalle – diesen Eindruck vermittelt jedenfalls ein Großteil der Blätter, die ihren Umsatz überwiegend über Schlagzeilen generieren. Um das noch einmal klarzustellen: Man sollte endlich aufhören, von „Fan“krawallen zu schreiben, diese Leute haben rein gar nichts mit Fans am Hut. Meine in der letzten Kolumne zum Schluss gestellte Preisfrage, ob die Jungs in der Südkurve vom FC die Freigabe für das „dead pony“ in der unteren Ecke des Riesenbanners bekommen hätten oder nicht, zielte übrigens nicht darauf ab, Antworten zu erhalten. Rhetorische hypothetisch und -tadaaaaa- überflüssig, genau wie das ganze Gezetere und Lamento danach war sie. So, das soll's dann aber auch dazu gewesen sein. Ich denke, es reicht, dass sich der Gästeanhang vom Sonntag im Heulen und Beleidigtsein gefällt.
 
Zum Schluss und zum dritten Mal hintereinander: Zoller, Simon Zoller? Bei Zoller habe ich das Gefühl, dass es einer der wenigen nicht so glücklichen Transfers der Ära Schmadkte / Jakobs werden wird. Man sollte ihm auf jeden Fall noch etwas Zeit geben, um sich beim FC als Torjäger zu etablieren. Ich lasse mich gerne überzeugen … am Liebsten schon am Mittwoch in Hannover. Das hatte ich am Montag geschrieben. Ja, nun stimmt's immer noch, mit einer kleinen Änderung: Ich lasse mich gerne überzeugen … am Liebsten schon am Samstag gegen die Bayern. Und das war zum letzten Mal, dass ich das schreibe, weil ich nämlich glaube, dass Stöger den Zoller am Samstag in der Startelf bringt, und der trifft dann.
 
Und Timo Horn sagte gerade, dass er froh ist, dass das Gerede über die Null-Gegentor-Statistik endlich aufhört. Finde ich auch, schöner wär's aber gewesen, wenn gleichzeitig das Gerede über die Torlos-Statistik mit einem Glückstreffer beendet worden wäre.
 
 
Max Günter Jagodzinska
 
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Dienstag, 23. September 2014

Horns Kasten bleibt sauber

Es gibt Typen, die sich FC-Fan nennen und dann im Stadion nichts Besseres zu tun haben, als die eigene Mannschaft auszupfeifen, wenn's mal länger als eine halbe Stunde nicht läuft. Oder die sich noch besser oder vielmehr noch schlimmer, auf einen eigenen Spieler einschießen, der einen schlechten Tag erwischt hat, und ihn bei jeder Aktion beschimpfen. Normalerweise habe ich für die nur einen Kommentar übrig: „Halt's Maul oder bleib zu Hause.“ Meistens wirkt das für ein paar Minuten.
 
Der hätte auch rein gehen können :-)

Kevin Vogt – nitt joht
 
 
Am Sonntag war es ein wenig anders. Als mein Sitznachbar gar nicht mehr aufhören konnte, sich über den Spieler mit der Nummer sechs aufzuregen, hab ich unseren Kevin Vogt auch mal etwas länger und genauer beobachtet. Jetzt muss ich zunächst einräumen, dass mein Sitznachbar das nur zu mir gesagt hat, ausgepfiffen hat er unseren Coverboy des Geißbock Echos zum Spieltag natürlich nicht. Und außerdem gehört mein Sitznachbar vom Sonntag zu den Leuten, denen ich nie im Leben sagen würde „Halt's Maul“. Dafür haben wir schon viel zu viele denkwürdige FC Spieltage gemeinsam verbracht. Wenn ich da an die Fahrt nach Rostock denke, als der FC am letzten Spieltag mit dem Auswärtssieg Europa vor Hansa bewahrte und sich selbst den Status des Liga-Dinos rettete. Oder die Tour im ersten Zweitligajahr zum Montagsabendspiel nach St. Pauli, das übrigens 0:0 ausgegangen ist, fällt mir da ein. Ach nee, gemeinsam in Müngersdorf mit Hingabe und voller Lautstärke „Stefan Kohn, Stefan Kohn, Stefan Koooohoooon“ gesungen und direkt danach „am Eigelstein iss Musik“, so lang ist das schon her …
Ähm, was wollte ich eigentlich sagen …? Ach so, ja. Also, der Kevin Vogt war wirklich schlecht, fand ich dann auch. Nur ein Beispiel: Wenn ein Mittelfeldspieler im Mittelfeld keinem Ball entgegenläuft, sondern wartet, ob er vielleicht bei ihm ankommt, dann ist das Ding weg. Dass andere die Leistung von Vogt nicht ganz so schlecht gesehen haben, ist schon klar, ist halt immer so bei der Einzelkritik. Aber wie der Spielnotengeber vom Express dazu kommt, ihm eine 2 (!) zu geben, das würde ich mir mal gerne erklären lassen. Der sollte sich besser mal bei seinen Kollegen vom Kölner Stadt-Anzeiger umsehen, dort gibt es eine glatte „5“, der Kicker meint eine „3“ wäre angemessen. Ich schließe mich den Jungs von sportal.de an, von denen gab's die „4“. Mein Sitznachbar hat ihm eine „6“ verpasst, glaube ich wenigstens.
 
 
FC gleichwertig gegen hochgelobte Gegner vom Niederrhein
 
 
Ob das Spiel jetzt gut oder schlecht war, weiß ich nicht, kann mich nicht ganz entscheiden – irgendwie wäre mehr drin gewesen. Aber das ist bei einem 0:0 eigentlich immer so. Schön, am 4. Spieltag immer noch kein Gegentor, das gab's noch nie beim FC. Und Spaß gemacht hat's auch, besonders in der zweiten Halbzeit war zeitweise richtig Feuer in der Partie. Besonders gefallen hat mir der alte Lehmann. Dass ich das mal schreibe, hätte ich mir vor einem halben Jahr noch nicht vorstellen können. Das war Einsatz und Kampfbereitschaft pur, und für die atemberaubende Flugrolle rückwärts mit halbem Salto über den Rücken vom André Hahn gibt’s in der Haltungswertung Höchstpunkte. Lieber Mann, da hätte aber auch ganz fies was passieren können, wenn der falsch aufgekommen wäre.
Zoller, Simon Zoller? Bei Zoller habe ich das Gefühl, dass es einer der wenigen nicht so glücklichen Transfers der Ära Schmadkte / Jakobs werden wird. Man sollte ihm auf jeden Fall noch etwas Zeit geben, um sich beim FC als Torjäger zu etablieren. Ich lasse mich gerne überzeugen … am Liebsten schon am Sonntag in Müngersdorf. Ach so, das hatte ich vorige Woche geschrieben. Ja, nun stimmt's aber immer noch, mit einer kleinen Änderung: Ich lasse mich gerne überzeugen … am Liebsten schon am Mittwoch in Hannover.
Zum Schluss eine Preisfrage: Haben die Jungs in der Südkurve vom FC die Freigabe für das „dead pony“ in der unteren Ecke des Riesenbanners bekommen oder nicht?
 
 
Max Günter Jagodzinska
 
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Dienstag, 16. September 2014

Der Auftrag: Im Derby den Punkt aus Paderborn veredeln


… auch wenn es eigentlich gar kein richtiges Derby ist.

Schwierig, schwierig, da feiert der Nachbar, mit dem man sehr gut befreundet ist, am Spieltag Silberhochzeit und lädt einen dazu ein. Was tun? Silberhochzeit ist nur einmal, aber eine Erstligapremiere des 1. FC Köln in Paderborn gibt es auch nur ein Mal. Rein theoretisch könnte man eine Silberhochzeit auch ein zweites Mal feiern, 25 Jahre später halt, aber eine Premiere ist eine Premiere und die gibt es nie mehr. Um 15.30 Uhr habe ich mich dann ganz kurz von der Feier weggeschlichen und das entscheidende Tor von Ujah gerade noch in der Wiederholung mitbekommen … und erst mit Verzögerung registriert, dass es doch kein Treffer war nach 16 Sekunden. Und dann kam meine Frau mit Jan rüber. Jan ist der zehnjährige Sohn eines anderen Gastes auf der Feier und Fußballfan und ihm war gaaanz langweilig, und sein Vater hat ihm erlaubt, nebenan (also bei mir) Fußball zu schauen. Meiner vollen Verantwortung für einen Zehnjährigen bewusst, musste ich das Kind dann natürlich das ganze Spiel über beaufsichtigen. Außerdem galt es, in die Erziehung korrigierend einzugreifen, da der Kleine Bayern-Fan ist, da müssen die Eltern etwas falsch gemacht haben.
 
 
Defensive - Das Recht des Aufsteigers
 
 
Es war sicher nicht das beste Spiel des 1. FC Köln unter Stöger, aber Kommentare wie „das war das schlechteste, was ich bis jetzt gesehen habe“ sind wohl ziemlich daneben. Da wird wohl die Enttäuschung über zwei liegengelassene Punkte oder die zu hoch geschraubte Erwartungshaltung Vater des Spruchs gewesen sein. Man konnte ja kaum erwarten, dass der FC in der Benteler-Arena volle Pulle auf Angriff spielt, um den klassischen Paderborn-Konter einzufangen. Mir ist dieses 0:0 tausend Mal lieber als eine Heimreise mit ganz viel Lob für den Offensivfußball aber ansonsten mit leeren Händen. Irgendwie unterschätzen sehr viele Leute den SCP immer noch, der FC hat es zum Glück nicht getan. Der Sky-Moderator hat übrigens, als eine Viertelstunde im Aufsteiger-Duell gespielt war, ein lustiges neues Gesetz zum Besten gegeben: „Es ist das grundsätzliche Recht des Aufsteigers, auch zu Hause defensiv anzutreten.“ Mal schauen, ob man mit dem FC auch so verständnisvoll umgeht, wenn man in Müngersdorf nicht gleich nach dem Anpfiff Yippiyeah schreit und ununterbrochen Attacke bläst.
Warum sollten die Mannschaften was Anderes probieren, wenn sowieso fast alle davon ausgegangen waren, dass das Spiel keinen Sieger haben würde. Das torlose Unentschieden ist doch das, was die Leute haben wollten, da braucht man danach nicht zu heulen. Direkt abgesprochen wird es sicher nicht gewesen sein, aber die Vorab-Zufriedenheit mit einem Punkt hat sicher die Taktik beider Trainer beeinflusst – und wenn es genau dieser eine Punkt ist, den beide am Ende brauchen, dann war's clever. Spätestens als Timo Horn in der 55. Minute mit einem Irrsinns-Reflex gegen Kachunga Sieger blieb, war ich nicht mehr nervös. Da waren alle Ängste vor einer unglücklichen Niederlage ebenso verflogen wie die Hoffnung auf einen Last-Minute-Siegtreffer. Das Einzige was mich weiter aufgeregt hat, waren die Versuche des Herrn Stoppelkamp, so hinzufallen, dass es aussah, als ob er gefoult worden wäre. In manchen Situationen war's einfach nur noch peinlich. Oh, wie ich sie hasse, diese Marco-Marin-Imitatoren.
Den Ball im Visier - jetzt fehlt nur noch, dass Simon Zoller trifft ...
 
Stögers Vorgabe: Offensiv die Null halten
 
 
Ob das jetzt ein gelungener Übergang zum Spiel am kommenden Sonntag ist? Kann sein, aber egal, schauen wir mal, was der Trainer so sagt. Laut Peter Stöger wird es schwer, die Null zu halten. „Deshalb wollen wir sehen, dass wir etwas nach vorne machen“. Das ist doch mal eine Ansage. Ich sehe im Geiste schon vom Oberrang Ost aus, wie die Startelf bekannt gegeben wird – mit Ujah, Osako und Zoller .. ähm, nee, das wäre dann wohl doch ein bisschen zuviel des Offensivdrangs. Offensivdrang … Zoller, Simon Zoller? Als bekennender Zoller-Nichtfan würde es wohl ins Unfaire abdriften, wenn ich seine (Nicht)Leistung in Paderborn hier jetzt kritisch betrachten würde. Brauche ich auch nicht, der Kicker hat ihm eine 5 verpasst, das passt. Es gab beim FC so manchen Torjäger, der alles Mögliche jagte, aber leider nur ganz selten das Tor. Hallo Holger Gaißmayer, Rostock war dennoch geil. Beim Abstecher in die Vergangenheit denke ich an das erste Jahr von Novakovic in Kölle. Schlechte Kritiken, wenig Tore, aber bei Nova war ich immer davon überzeugt, dass er dem FC mal richtig gut tun würde. Und das hat er, auch wenn es am Ende nicht mehr ganz so harmonisch war. Bei Zoller habe ich eher das Gefühl, dass es einer der wenigen nicht so glücklichen Transfers der Ära Schmadkte / Jakobs werden wird. Als fairer Sportler sollte man ihm dennoch auf jeden Fall die noch etwas Zeit geben, um sich beim FC als Torjäger zu etablieren. Ich lasse mich gerne überzeugen … am Liebsten schon am Sonntag in Müngersdorf.
Eine Bitte zum Schluss: Es sollte langsam damit aufgehört werden, die Mannschaft, die 2011 vom FC vor dem Absturz in die zweite Liga bewahrt worden ist, als Ostholländer zu bezeichnen. Man mag ja zu unseren Nachbarn stehen wie man will, aber das haben die Holländer wirklich nicht verdient.
 
 
Max Günter Jagodzinska
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Donnerstag, 11. September 2014

Stögers Plan - 1. FC Köln eine „fixe Größe in der Bundesliga“

Wie gut, dass es im Pressewald auch so etwas wie den Sport-Informations-Dienst (SID) gibt. Da bekommt man dann auch mal einen Text ohne Stimmungsmache zu lesen. Aussagen einfach so, wie sie gemeint sind, ohne irgendwelche hinterlistigen Verdreher. Da wird Peter Stöger zur noch offenen Vertragsverlängerung von Timo Horn gefragt und antwortet unter anderem: „Wenn er sich nicht sicher ist, habe ich damit kein riesiges Problem, wenn er nicht will.“ Mich wundert's, dass noch keine Bild-Sondermeldung mit der Headline gekommen ist „Stöger plant ohne U21-Nationalkeeper Horn“, oder dass der Express noch nicht stänkert: „Stöger vertreibt Horn nach Leipzig“.
 
Riesengroße Möglichkeiten
 
Spätestens dann, wenn man diesen Interview-Bericht komplett gelesen hat, dann muss man als Köln-Fan den Pitter einfach lieb haben. Dem Wiener unterstelle ich ganz einfach Ehrlichkeit sich selbst, seinem Arbeitgeber und den Fans gegenüber. Wenn Stöger sagt: „Die Möglichkeiten hier sind riesengroß. Ich fühle mich irrsinnig gut aufgehoben. Es ist Ansporn für mich, diesen Verein zur fixen Größe in der Bundesliga zu machen, deshalb habe ich auch meinen Vertrag verlängert“, dann hat das absolut nichts mit Daumscher Herzfürkölle-Säuselei zu tun.
 
 
Peter Stöger, gefragter Interview-Partner
 
 
Und dazu kommt dann noch diese herrlich trockene Rhetorik. Einen Satz wie „Ich hätte kein Problem damit, wenn der ein oder andere sich gefühlt verbessern möchte" muss man einfach genießen. Das kleine Wörtchen „gefühlt“ sagt in diesem Zusammenhang sooo viel mehr aus, als ellenlange Beschreibungen. Da fällt mit ganz spontan der Name Mitchell Weiser ein. Ein junges Talent, das sich gefühlt Richtung München verbessert hat und schon bald alle Ambitionen drastisch runterschrauben musste. Nebenbei bemerkt: Diejenigen, die sich heute über den Jungen lustig machen und hämisch über seine Frisur lästern oder Sprüche bezüglich seines Vaters klopfen, sollten mal in einer ruhigen Minute überlegen, ob sie es selbst besser gemacht hätten. Die jungen Kicker selbst haben doch in dem Vertragspoker meistens Null Ahnung und laufen Gefahr, von geldgeilen Managern verheizt zu werden. Wie es bei Sinan Kurt, dem nächsten Kandidaten aus der Kategorie „hoffnungsvolles Talent mit erhöhter Absturzgefahr“ abgelaufen ist, können nur die beurteilen, die bei den Verhandlungen dabei gewesen sind. Aber wenn das stimmt, was man in diversen Publikationen nachlesen kann, dann wird schon klar, wer sehr großes Interesse an einem Vereinswechsel hatte. So schreibt beispielsweise sportal.de am 31. August: „Zuletzt hatte Kurts Berater Michael Decker angedroht, den Wechsel zur Not mit juristischer Hilfe durchsetzen zu wollen.“
 
E Levve lang
 
Nun denn, freuen wir uns als FC-Fans, dass unser Trainer es uns gleich getan hat, und dem 1. FC Köln für die nächsten Jahre ohne Wenn und Aber die Treue geschworen hat. Wobei die Einschränkung „für die nächsten Jahre“ bei uns natürlich ersetzt wird durch „e Levve lang“!
 
Max Günter Jagodzinska
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Montag, 8. September 2014

KÖLNER JAGD AUF PLATZ 2

So, geschafft, eine harte Woche inklusive Wochenende ohne Liga-Fußball hinter uns gebracht. Natürlich haben wir alle die Lustnummer des Weltmeisters gegen Argentinien - die fühlen sich jetzt noch mehr als der wahre Champion - nur ganz nebenbei mit einem Auge auf dem TV verfolgt. War ja zu erwarten, dass das keine fußballerische Feinkost geben würde. Obwohl, wenn man bedenkt, was der Angel Di Maria da gezaubert hat, dann war's doch ganz ansehnlich. Da hätten sich viele Nachwuchsstars, die nach drei guten Bundesligapartien für nationalelfreif erklärt werden, eine ganze Menge abgucken können.
 
Und dann kamen die Schotten. Da ich eh keine Ahnung vom Fußball habe, brauche ich mich über die Aufstellung der neuen Nationalelf nicht zu wundern, der Herr Löw ist ja bekannt für seine eigensinnigen genialausdemhutgezauberten Formationen. Aber eins nehme ich dem jetzt ganz frech vorweg, indem ich voraussage, dass über kurz oder lang Jonas Hector der nächste Nationalspieler des 1. FC Köln sein wird. Der Junge hätte schon lange einen Einsatz verdient und wäre auch schon aufgestellt worden, wenn er aus Stuttgart oder Freiburg oder gar Hoffenheim käme – da ist der Joachim Löw nämlich immer ganz flott unterwegs mit seinen Berufungen. Nix gegen Spieler wie Rudy oder Ginter oder Durm, aber ein Hector würde auf keinen Fall in dem Abwehrverbund, in dem doch Vieles nach Zufall aussieht, eine schlechtere Figur abgeben.
 
 
Die Vorbereitungen auf das Topspiel laufen ;-)
 
Was machen Paderborn?
 
Zurück zum Bundesliga-Alltag. Was machen wir nur mit Paderborn? Als Topspiel des Vierten beim Zweiten hätte das vorher wohl kaum jemand auf dem Radar gehabt. Eine dem frühen Spieltag gedankte Konstellation, an die sich in wenigen Wochen kaum noch jemand erinnern wird. Einige Kommentatoren werden es sicher tiefenpsychologisch ergründen, warum das so enorm wichtig ist, aber ansonsten wird man die tabellarische Momentaufnahme getrost vergessen dürfen. Fakt ist, das 3:0 der Paderborner beim HSV ist doof. Wie soll ich jetzt das Unentschieden des FC zum Saisonauftakt gegen die Hanseaten einstufen? Liege ich wirklich so daneben mit meiner Einschätzung von letzter Woche, dass der HSV noch ganz andere Vereine vor Probleme stellen wird? Sind die schon wieder Abstiegskandidaten? Oder ist der Mitaufsteiger aus Westfalen wirklich so stark, wie ihn außerhalb des Dunstkreises der Benteler Arena kaum jemand wahrnimmt? In der kompletten vergangenen Zweitligasaison ist das Team von André Breitenreiter zumindest hartnäckig unterschätzt worden, bis es dann tatsächlich ganz frech aufgestiegen ist.
 
Marcel Risse: „Wir wissen, was auf uns zukommt“
 
Andererseits ist das 3:0 des SCP vielleicht doch nicht so doof. Jetzt hat jeder gesehen, was die drauf haben und das machen, was Aufsteiger zu Beginn einer Saison fast immer machen: Unbekümmert aufspielen, arrivierte Teams ärgern und Punkte sammeln. Warnungen braucht der FC eigentlich keine. Im Gegensatz zu den anderen Vereinen kennen wir die Paderborner aus der Vorsaison und haben etwas gut zu machen .. und außerdem sind die Kölner selbst auch Aufsteiger. 15 000 gehen in das Paderborner Stadion rein, beste Voraussetzungen für ein erneutes Auswärts-Heimspiel des FC. Ach ja, da muss zwischendurch noch einmal erwähnt werden, dass der Kölner Fan-Support in Stuttgart sensationell gut war. Mit solch einer Unterstützung im Rücken müsste doch in Paderborn auch was zu holen sein. Nein, Favorit wollen die Geißböcke nicht sein. Passend dazu O-Ton Stöger: „Wer in Hamburg gewinnt, kann zu Hause auch den 1. FC Köln schlagen.“ Ja, stimmt, Kann, muss aber nicht! Und deshalb bleibe ich zuversichtlich, dass sich dann nach dem Spiel wieder das Samstagsnachmittagsgrinsen breit machen kann, das nach Stuttgart so richtig gut getan hat.
 

Max Günter Jagodzinska
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Montag, 1. September 2014

NADELSTICHE VOM KÖLNER ABWEHRMONSTER

Als ich am Freitagabend das Fernsehen eingeschaltet habe, lief auf dem voreingestellten Sportsender gerade eine Wiederholung des Champions-League Finales. Ich habe schnell umgeschaltet, aber wenn ich dabei erwischt worden wäre, wäre sofort wieder der Spruch gekommen: Jaja, grade in der Bundesliga zurück und sofort wieder von der CL träumen. Dabei sollte es eigentlich inzwischen auch dem Letzten klar geworden sein, dass der größte Teil der FC-Fans sich spätestens vor zwei Jahren im Mai endgültig von derartigen Phantastereien abgewandt hat. Aber irgendwie ist diese Einschätzung besonders aus den Köpfen von Kommentatoren, Berichterstattern und Moderatoren nicht rauszukriegen. In Wirklichkeit habe ich aber umgeschaltet, weil ich mal in die Zweitliga-Spiele reinschauen wollte. War ganz nett.
 
Hut ab vor dem FC
 
Als ich am Sonntagnachmittag (oh, da fällt mir auf, das ist der gleiche Anfang wie im ersten Abschnitt, egal, bleibt jetzt so) wegen eines Fotojobs beim Feuerwehrfest im Nachbarort war, habe ich nebenbei den Satz aufgeschnappt: „Luur ens, watt der am jrinse ess.“ (Für die vielen Blog-Leser, die mit der Sprache aus dem rheinischen Universum nichts anfangen können, hier die Übersetzung: Schau mal, wie der grinst). Das Grinsen hatte sich am Samstag um 17.15 Uhr in meinem Gesicht breit gemacht und sich hartnäckig das ganze Wochenende über gehalten – da war nix gegen zu machen. Dass der FC in Stuttgart nicht chancenlos wäre, war sicher keine exklusive Meinung der Geißbock-Fans, aber wie der Sieg eingefahren wurde, das haben bestimmt nicht alle erwartet. Thomas Strunz, bekannterweise nicht unbedingt Köln-Supporter, hat später auf Sport 1 die überwiegende Einschätzung der Fachleute wiedergegeben: „Da kann man nur den Hut vor ziehen, so aufzutreten.“ Das hört man doch gerne. Das krasse Gegenteil liefern die Stuttgarter Nachrichten: „Der eher biederen Elf aus der Domstadt genügte eine solide Abwehrleistung, ...“. Nun ja, dann sollen die das halt so sehen. Wenn der Verfasser das lokale Team im weiteren Verlauf als „gruppendynamisches Trümmerfeld, übersät von nie aufgearbeiteten Erwartungen und Enttäuschungen“ einstuft, darf man ihm ohne Häme empfehlen, sich den Weg des biederen FC einmal etwas näher anzusehen. In der Domstadt haben Clubführung, Mannschaft und Fans gemeinsam das geschafft, was dem VfB offenbar noch bevorsteht.
 
Vorige Woche habe ich noch geschrieben: „Mit einem guten 1:1 wäre ich auch zufrieden.“ Mit dem von Adam Matuschyk angekündigten Dreier bin ich es – wen wundert's - noch mehr. Bei aller Freude über den Sieg werde ich jetzt nicht der Versuchung erliegen, die beliebte Kicker-Stecktabelle deutlich sichtbar ans Fenster zu hängen. Die kleinen Vereinswappen werden schön an ihren Platz gesteckt und dann wird das Faltblatt wieder zusammengeklappt und zurück auf den Zeitungsstapel gelegt. Offen an die Wand gehängt wird das Teil frühestens dann, wenn nicht jedes Ergebnis gleich Riesensprünge von sechs bis neun Tabellenplätzen mehr bewirkt, und das ist vor dem 10. Spieltag kaum zu erwarten. Und der FC muss dann immer noch über dem 16. Tabellenplatz stehen.
 
Gut gemacht, Dr. Felix Brych
 
Über Schiedsrichter wird fast nur geschrieben oder geredet, wenn es um Fehlentscheidungen geht – hat's ja auch genug von gegeben. Ich gebe zu, dass ich das oft auch so mache. Aber diesmal muss ich unbedingt ein dickes Lob an Dr. Felix Brych los werden. Als die Stuttgarter eingesehen haben, dass sie an diesem Tag einfach nicht die Mittel hatten, die FC-Abwehr zu knacken, haben sie sich vor lauter Verzweiflung immer wieder mal hingeschmissen – bevorzugt im oder in der Nähe des Strafraums. Schiri Brych hat den nahtlosen Übergang der mentalen in die körperliche Schwäche genau richtig erkannt und den Bodenkontakt von Ibisevic oder Gentner nicht in ursächliche Verbindung mit einem Körperkontakt eines Kölner Spielers gebracht. Danke, Dr. Brych. Niedlich waren in der Halbzeit übrigens der verletzte Neu-Stuttgarter Daniel Ginczek und Timo Hildebrand als Interview-Partner. Hildebrand freute sich darüber, dass der VfB deutlich mehr Ballbesitz hatte – Herzlichen Glückwunsch dafür – und Ginczek verweigerte auf die Frage, was er seinen Mitspielern raten würde, um das Spiel noch zu drehen, die Antwort: „Ich möchte den Gegner jetzt nicht zu sehr aufbauen.“ Das ist mal 'ne echte Aussage.


Max Günter Jagodzinska
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